Psychiatrie und Venray gehören seit mehr als hundert Jahren zusammen.
Das Krankzinnigenwet von 1884 war der Grund für die Schaffung einer angemessenen Versorgung für psychiatrische Patienten in Limburg.
Ursprünglich wäre Roermond der geeignete Ort dafür gewesen, aber durch die Bemühungen von Herrn Trynes, einem Geschäftsmann in Venray und Mitglied der Provinzversammlung von Limburg, entschieden sich die Barmherzigen Brüder für Venray.
Die medizinische Anstalt St. Servatius für Geisteskranke und Nervenkranke wurde zwischen 1905 und 1907 im Auftrag der Barmherzigen Brüder aus Gent (B) errichtet.
Die Entscheidung, ein Grundstück im Venrays Veld zu erwerben, dürfte nicht schwer gefallen sein. Das Gelände lag in einer offenen Landschaft, war Ackerland mit überwiegend fruchtbarem Boden, und damals war es selbstverständlich, einen eigenen Bauernhof als psychiatrisches Krankenhaus zu nutzen. Außerdem lag der Bahnhof von Oostrum in der Nähe. Im Juli 1905 begannen die Brüder mit dem Grundstückserwerb und dem Neubau.
Das Pavillonmodell von St. Servatius, das den neuesten Erkenntnissen der damaligen Krankenpflege entsprach, wurde von dem Turnhouter Architekten Henri van der Plas entworfen. In diesem Modell waren die einzelnen Pavillons (Stationen) um einige zentral gelegene Hauptgebäude gruppiert.
In St. Servatius waren die Hauptpavillons untereinander und mit den Hauptgebäuden durch Glaskorridore verbunden. Die weiter entfernten Pavillons waren durch unterirdische Tunnel mit den Hauptgebäuden verbunden.
Im Jahr 1907 wurde auf der anderen Seite von Venray mit dem Bau von Sint Anna, einer Irrenanstalt für Frauen, begonnen. Die Initiative dazu ergriffen die Schwestern der Nächstenliebe von Jesus und Maria, ebenfalls aus Gent (B).
Es gibt eine strikte Trennung zwischen Männern und Frauen, und beide Einrichtungen arbeiten als unabhängige, voneinander getrennte Organisationen. Es handelt sich um kleine Mini-Gesellschaften, die völlig autark sind und über einen Bauernhof, Viehzucht, Metzgerei, Bäckerei, Gemüsegarten usw. verfügen. Bis Anfang der 1960er Jahre arbeiteten daher nur Männer in St. Servatius. Der erste Arzt, der der Einrichtung zugeteilt wurde, war Dr. Janssen, ein ehemaliger Allgemeinmediziner aus Venray.
Im Laufe der Jahre sind das Dorf Venray, St. Servatius und St. Anna in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden. Jede Familie in Venray kennt jemanden, der dort arbeitet oder gearbeitet hat. Die frühere Familienkrankenpflege, bei der der Patient in einem familiären Umfeld mit einer Familie als Unterstützungssystem lebte, sorgte dafür, dass die Integration der Patienten in das gesellschaftliche Leben in Venray als normal empfunden wurde. Das Gelände von St. Anna und St. Servatius war lange Zeit nicht öffentlich, aber es war für die Bevölkerung im Rahmen von gemeinsamen Aktivitäten oder Festen aller Art zugänglich.
Der Bau der "Irrenanstalt" Sint Servatius für Männer begann 1905. Bauherr war der Generalobere Pater Amadeus Stockmans von der Kongregation der Brüder der Nächstenliebe in Gent.
Der erste Patient wird am 7. Februar 1907 aufgenommen. Bei der offiziellen Eröffnung am 27. Mai 1907 sind bereits fast 200 Patienten aufgenommen worden. Im Jahr 1914 sind es bereits über 600.
Mehrere Pavillons waren sowohl ober- als auch unterirdisch miteinander verbunden. Am Ende des Zweiten Weltkriegs, während der Bombenangriffe, boten die Keller nicht nur den Patienten und Brüdern, sondern auch vielen Einwohnern von Venray eine sichere Zuflucht.
Viele alte Gebäude sind inzwischen verschwunden und haben Neubauten Platz gemacht. Infolgedessen ist das Korridorsystem verschwunden. Nur unter dem heutigen Dienstleistungszentrum (die Kapelle von St. Servatius zusammen mit dem ehemaligen Pavillon A) sind die Gänge noch vorhanden.
Beide Einrichtungen waren, wie bereits erwähnt, fast völlig autark. Eine Welt für sich, mit Brüdern oder Schwestern an der Spitze. Sie standen an der Spitze der Hierarchie. Erst als in den späten 1950er Jahren immer mehr Nonnen in den Ruhestand gingen, änderte sich dieses Bild.
In den 1950er Jahren kamen die Psychopharmaka auf den Markt und veränderten das Gesundheitswesen grundlegend. Die Beschwerden vieler Patienten wurden erheblich reduziert, was mehr und andere Behandlungsmöglichkeiten ermöglichte.
In den 1960er Jahren verschwindet die Bezeichnung "Irrenhaus" und wird durch "psychiatrisches Krankenhaus" ersetzt.
Am 1. Januar 1971 übertrugen die Kirchengemeinden die Einrichtungen auf die neuen Stiftungen St. Anna und St. Servaas.
Mitte der 1970er Jahre schließen sich St. Anna und St. Servaas unter dem Namen Psychiatrisches Zentrum Venray (PCV) zusammen.
Seit 1981 gibt es eine gemischte Pflege, d. h. Männer und Frauen leben gemeinsam auf den Stationen.
Anfang der 1990er Jahre wurde der Name "Vincent van Gogh Institut" Wirklichkeit.
Der Name Vincent van Gogh wurde gewählt, um die Stärke von Menschen mit geistigen oder psychiatrischen Problemen zu reflektieren, die auch zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind.
Im Jahr 2003 fusionierte das Vincent van Gogh Institut mit dem RIAGG-Nordlimburg und der CAD (Consultation Alcohol and Drugs) und die Organisation wurde in GGZ Noord -en Midden-Limburg umbenannt.
Ab 2010 trägt die Organisation ihren aktuellen Namen: Vincent van Gogh für geistige Gesundheit.
In den letzten Jahrzehnten haben sich in der psychiatrischen Versorgung (kurz: Psychiatrie) große Veränderungen ergeben. Am wichtigsten sind natürlich die neuen Erkenntnisse über die Behandlung und Beratung von Menschen mit psychischen, psychiatrischen Problemen.
Infolgedessen ändert sich jedoch auch das Verständnis für das Wohnen und die Bedeutung der Wohnform. Geschlossene psychiatrische Einrichtungen weichen der sozialen Integration der psychiatrischen Versorgung. Daher sind unter anderem viele alte Gebäude verschwunden und es wurden neue gebaut, die den Klienten mehr Privatsphäre, Unabhängigkeit und die Wahl flexibler Wohnformen ermöglichen.
Der alte Name St. Servaas wurde vor vielen Jahren in Servaashof umbenannt, ein passender Name für dieses gewöhnliche Viertel mit seinen besonderen Bewohnern. Als Straßenname wurde D'n Herk gewählt, einer der vielen alten Flurnamen des Venrays Veld.
Der ursprüngliche Plan aus dem Jahr 2005 sah den Bau eines psychiatrischen Krankenhauses im Kern des Viertels und reguläre Wohnungen an den Rändern vor. Aufgrund der Krise und des Zusammenbruchs des Wohnungsmarktes wurde dieser Plan jedoch nie vollständig umgesetzt. Es wurden jedoch neue Stationen und Wohnungen gebaut, die architektonisch zu den verbleibenden alten Pavillons passen.
Die Hauptpavillons an der Vorderseite von St. Servatius, dem heutigen Servaashof, erhielten ein palazzoartiges Aussehen. Die weiter hinten gelegenen Pavillons waren in ihrer Architektur einfacher und weniger verziert, haben aber nach wie vor einen monumentalen Charakter.
Von den ursprünglichen Gebäuden stehen heute nur noch einige Pavillons. Die Kapelle und der Pavillon A werden nach einer umfassenden Renovierung Ende 2016 als Dienstleistungszentrum von allen Vincent van Gogh-Unterstützungsdiensten genutzt.
Die aus rotem Backstein errichtete Kapelle hat einen T-förmigen Grundriss mit vier Jochen im Kirchenschiff und drei in jedem kurzen Seitenarm. In jeder Wandebene zwischen zwei Strebepfeilern sehen wir an der Außenseite zwei längliche schmale Fenster, die durch eine Teilsäule verbunden sind und durch zwei kleine Rundbögen geschlossen werden. Darüber ein großer Bogen, der links und rechts auf einem Strebepfeiler ruht. In der Mitte unter diesem Bogen ein Rundfenster. Alle Verzierungen sind aus gelb glasiertem Backstein. Unter der Traufe befinden sich Holzkonsolen. Die Kapelle wird von Satteldächern umschlossen. Über dem Eingang der Kapelle befindet sich ein verschnörkelter Glockenturm.
Die Architektur ist eine Kombination aus neuromanischem und Neorenaissance-Stil.
D'n Herk 23, Pavillon G, hier sind Büros untergebracht.
Es ist ein auffallend schönes Gebäude, das als städtisches Denkmal aufgeführt ist.
Bei diesem großen Pavillon sind die Ecknischen zu Türmen mit drei winkelförmigen Stufen über der Traufe ausgearbeitet, die von einer gewölbten, rippenverstärkten Schieferabdeckung gekrönt werden. Die Türme werden von einer geschlossenen Laterne gekrönt und von einer niedrigen Kuppel mit einer reich verzierten schmiedeeisernen Wetterfahne gekrönt. Es sind Firstzinnen vorhanden. Der Pavillon ist im neobarocken Stil gebaut.
D'n Herk 25, der ehemalige Pavillon I, beherbergt heute das Zentrum für Angst- und Zwangsstörungen. Er hat zwei Stockwerke mit zwei Ecknischen. Der ursprüngliche Anbau, der den Pavillon mit dem Glaskorridor verband, ist noch vorhanden. Er besitzt die Fassadengestaltung mit den Rundbogenfenstern und den Backsteinverzierungen in der bekannten Farbgebung sowie die überdachte Terrasse mit Brüstung und den angrenzenden Garten. Ein massives Dach schließt das Ganze ab.
D'n Herk 92, der ehemalige Pavillon J, steht derzeit leer. Dieses Gebäude hat ein Stockwerk. Der Grundriss ist symmetrisch angelegt. Die beiden Ecknischen sind zu kleinen Seitenflügeln ausgearbeitet. Auch hier ist die Giebelgestaltung mit großen Rundbogenfenstern und Backsteinverzierungen zu sehen. Der Pavillon ist mit großen Walmdächern gedeckt.
Das alte Hauptgebäude an der Bahnhofsstraße wurde inzwischen abgerissen. Der Triumphbogen, der am Eingang stand, wurde beibehalten und an anderer Stelle im Servaashof einer neuen Nutzung zugeführt.
2017 wurde ein neuer Flächennutzungsplan für den Servaashof verabschiedet, ein Plan mit mehr Flexibilität, weniger Häusern (als der Plan von 2005) und mehr Möglichkeiten für die monumentalen und charakteristischen Gebäude. Vincent van Gogh geht davon aus, dass der neue Plan seine Ziele in Bezug auf die weitere Sozialisierung seiner Kunden besser erfüllen wird.
Wie bereits erwähnt, änderten sich die Zeiten und damit auch die psychiatrische Versorgung. Vincent van Gogh strebt eine Gesellschaft an, die sich in Bezug auf die Psychiatrie normal verhält, in der die Menschen über die psychische Belastbarkeit verfügen, um für sich selbst und für andere von Wert zu bleiben. Mit Blick auf die Zukunft: eine psychische Gesundheitsfürsorge, die zu einer schnelleren Genesung beiträgt und bei der das soziale Umfeld eine größere Rolle spielt.
Vincent van Gogh ist heute eine Organisation für psychische Gesundheit, die in den Regionen Nord- und Mittellimburg, Teilen von Brabant und Gelderland tätig ist.
Der Servaashof in Venray beherbergt auch 2018 noch eine Reihe von Fachzentren, Abteilungen und Wohnungen für pflegebedürftige Menschen auf dem Weg zu einem möglichst selbstständigen Leben in einem angenehmen (geschützten) Wohnumfeld. Und schließlich das Dienstleistungszentrum, in dem alle Unterstützungsdienste von Vincent van Gogh untergebracht sind.